Ja, ich glaube die Ursache für die Situation gestern war wirklich, dass ich ihn festgehalten habe. In den Begegnungen zuvor, bei denen wir ihn mit dem Wedel abgelenkt haben wenn es kritisch wurde, war ja alles gut. Auch wenn ich es nicht gut fand, dass er überhaupt dieses Verhalten an Tag legt.
Ich habe ein bisschen nachgedacht und solche Situationen gab es ja schon relativ früh:
Einmal die Szenen, die ich auch gefilmt habe, als ich Moisha und Klaus zu Fred ins Zimmer gelassen habe. Und dann auch einmal, als Moisha auf der anderen Seite der Gittertür saß, er sie angestarrt hat und auf sie zugegangen ist, bis sie gefaucht hat und ich versucht haben, den Blickkontakt durch ein Stück Pappe zu unterbrechen. Da ist er richtig böse geworden. Nur waren da halt meine Hände nicht mit im Spiel.
Das muss so zwei Wochen nach seiner Ankunft hier gewesen sein. Von daher glaube ich nicht, dass es nur angestauter Frust ist.
Ich glaube, dass genau diese Analyse stimmt:
Unsicherheitsdominanz bzw Unsicherheitsaggression.
Sich einerseits nicht trauen, andererseits aber Interesse, Katzensprache nie richtig gelernt schätze als Kitten zu früh von Mama getrennt + einzeln gehalten, dann ausgesetzt, dann in großer Gruppe. Der weiß nicht wie ers richtig machen soll und geht deshalb im Zweifel nach vorn, will sich auf jeden Fall die Ressourcen sichern und meint daher sich verteidigen bzw die anderen dominieren müssen um das zu schaffen.
Das war ja auch das, was ich letztens gemeint habe, nur etwas ungeschickt ausgedrückt habe:
Dass er wahrscheinlich Einzelkatze war, aber doch irgendwie zu den anderen hin will.
Und dass seine komische Annäherung an die anderen irgendwie Unsicherheit ist. Er will zu den anderen (manchmal habe ich das Gefühl, er betrachtet sie als interessantes Spielzeug und speziell bei Moisha scheint er den Geruch sehr anziehend zu finden), weiß aber nicht genau, wie man das als Katze richtig macht.
Wobei es mich schon interessieren würde, was er machen würde, wenn er ihnen nahe kommt. Und warum das bei Tetjana geklappt hat. Vielleicht war er deshalb in der Gruppe eher ein Einzelgänger.
Ich werde das jetzt genau so erst Mal mit ihm alleine machen:
Arbeite mit ihm deshalb erstmal allein, Stopp-Zeichen auf Klickerart erarbeiten, dass er abrufbar wird. Er braucht etwas, woran er seine Aggression auslassen kann wenn er unsicher ist. Ich biete dafür immer den Wedel an, wenn ich merke Mietz pendelt zwischen Unsicherheit und Wollen und geht deshalb gleich in den Übersprung nehme ich den SWedel und stänkere damit ein bißchen, bis Mietz dann den Wedel verhaut, zerpflückt usw. Danach dann etwas ruhiges machen (nicht streicheln, sondern vorlesen, ruhiges Klickern zur Bestärkung + Belohnung zum Abschluß). Er muß lernen sich führen zu lassen.
Geklickert habe ich schon mit ihm, bevor ich auf Dienstreise gefahren bin. D.h., eigentlich habe ich ihn nur auf den Klicker konditioniert. Das habe ich jetzt wieder angefangen. Das mit den Stopp-Signal bekomme ich schon irgendwie hin, auch wenn es das erste Mal ist, dass ich klickere.
Und vorhin habe ich fast eine Stunde den Wedel verhauen lassen. Immer, wenn ich gemerkt habe, dass er wieder in Beißlaune kommt, habe ich wieder angefangen, bis er so richtig müde war. Am besten ich besorge mir noch ein paar neue Wedel
🙁
Wobei er ja, wenn ich mit ihm alleine bin, nicht so in Zwiespalt zwischen Unsicherheit und Wollen ist. Mit Menschen hat er ja nicht so das Problem. Außer dass er halt gerne in die Hand beißen würde, wenn er beim Spielen so richtig in Fahrt ist. Aber wahrscheinlich kommt das dann, wenn er "Stopp" lernt und nicht machen kann, was er will.
Ob ich das richtig mache, mit dem Führen, weiß ich nicht - ich versuche es auf alle Fälle.
Dann erst Zusammenführung starten bzw bei Versuchen vorher IMMER dazwischen gehen sobald er nur anfängt unsicher oder aufdringlich zu werden. Sich dazwischen stellen, ihn anstarren und langsam auf ihn zugehen, bis er wegweicht. Wedel dabei in der Hand haben und ihn ggfs. falls er dann gegen dich gehen will mit dem Wedel "bedrohen" und wie in den Einzelsitzungen darauf umleiten, dass er den Wedel verhaut.
DU mußt ihn jetzt sozialisieren, wenn du das deinen Katzen überläßt leiden sie bzw dann geht es schief
Das schaffe ich - habe ich eh schon ansatzweise so gemacht. Ich intensiviere das mit dem Verhauen des Federwedels nur nochmal.
Ganz vielen Dank für die Anleitung - das gibt mir schon wieder ein viel besseres Gefühl
🙂