Liebe beide Moustaches,
ich habe alle Deine Threads in einem Rutsch durchgelesen, bin selbst bei einer schwierigen Zusammenführung (Erst Hauruck und dann wieder alles auf Null mit Gittertür und allem Pipapo.)
Auch als "Einzelkatze" an mich vermittelt, in den 18 Monaten bei mir spürte ich aber, dass sie gar keine ist, sondern nur so tut, meine Mietzi.
Mimmi geholt (passte von Alter, Geschlecht und Charakterbeschreibung)
Ich dachte mir, das schaff ich easy, nach ca 50 Katzenbüchern und Tausenden von Threads, die ich gelesen hatte.
Madame Oberschlau, also ich, hab leider die ganzen Beiträge zur Zusammenführung erst nach dem Fauchen, Jagen und Schreien gelesen.
Dann hab ich sie gelesen, und merke nun, dass ich sie dadurch bei Weitem noch nicht
verstanden hatte. Mit dem allmählichen Verstehen ist es dann weiter eine Kunst, das Wissen auch anzuwenden und in die Praxis zu überführen.
Darum bin ich Dir und den fleißigen Helfern hier sehr dankbar für das Wissen, was zusammengetragen wurde.
Vielleicht helfen Dir ein paar meiner Gedanken weiter?!
1. Bei Aggression, und auch bei Pinkelproblemen muss zwingend zu allererst der Gesundheitsstatus kompetent und umfassend gecheckt werden.
Es gibt keine Verhaltenstherapie, die gegen Schmerzen wirkt. Auch keine BB oder ein besserer Tagesrhythmus.
Röntgen (insbesondere auf Forl !) ist ein Muss. Das sieht man nämlich nicht von außen (erst im Endstadium), und viele Katzen fressen auch noch weiter, trotz der Schmerzen.
s.
http://www.vet-dent.com/pdfs/FORL.pdf
Untersuchung auf Blasensteine auch. Blutbild und Hormonstatus wurde ja schon angesprochen. Letzterer ergab kein klares Bild, oder? Dann kommen ggf. Hormonspritzen auch bei Verdacht in Frage.
Fordere das unbedingt beim TA-Besuch am 18. ein.
2. Es gibt keine problematischen Katzen, nur problematische Halter.
Das möchte ich gern begründen. Jede Katze ist so wie sie ist, mit allen angenehmen und weniger angenehmen Eigenschafte ein komplettes Lebewesen. Love it, leave it, or change it. Und das bezieht sich nicht auf die Katze (wie man annehmen könnte), sondern auf die
Beziehung zwischen Katze und Mensch.
Meine Erstkatze, das Mietzchen liebe ich über alles. Nicht romantisch, sondern tätig. Neben Versorgung, spielen, Arzt etc. fahre ich seit ich sie habe, nicht mehr länger als 1-max. zwei Tage weg. Balkon ist auch schön.
Ich würde eher den Beruf wechseln, mir etwas Neues aufbauen, als sie regelmäßig länger als 6 Stunden allein zu lassen. (War mit ein Grund für die Zweitkatze, da sind auch 8 Stunden täglich unproblematisch, finde ich. Katzen passen sich eh an und schlafen in der Zeit)
Ich finde auch Deine Schichtarbeit nicht wirklich schlimm. Das Problem ist mehr die für sie fehlende Struktur, dass sie nicht weiß, wie der Rhythmus ist.
Beispiel: Ich sage Mietzi, wenn ich kurz weg bin, Einkaufen o.ä. "Mietzchen, ich bin nur einkaufen, ich komme gleich wieder" Versteht die Worte nicht, aber die Lautmalerei schon. Vom Einkauf zurück gibt es (nach dem Wegräumen der Sachen!!) immer Leckerli.
[edit: Bin ich lange weg, also 6-15 Stunden, was selten vorkommt, mache ich ihr ihr Fummelbrett voll mit Trofu (keine Diskussion an dieser Stelle, bitte. Danke) und stell ihr drei Schüsseln mit Wasser hin. Plus Leckerli verstecken.
Nicht nur, damit sie nicht verhungert und verdurstet, sondern weil sie dann inzwischen begreift, dass ich erstmal länger weg bin. Sie kommt, wenn ich wieder daheim bin, verpennt aus ihrer Schlafhöhle gedackelt und begrüßt mich an der Tür.
Es geht also darum, Zeichen zu setzen, die sie interpretieren kann.
Das erhöht ihre Frustrationstoleranz und stärkt ihr Vertrauen in mich. Und mein Vertrauen in sie.
Ich bin nämlich auch noch da mit meinen Bedürfnissen, und die hat sie ebenso zu respektieren.
Sie weiß, dass "Nein" Grenze und Schutz zugleich ist. Da grapscht sie keiner Wespe hinterher, sondern nimmt Abstand.
Hier wird klar, warum ein sparsamer Gebrauch anzuraten ist. Wenn alles "Nein" ist, erzieht man sich einen Vollneurotiker. Was hier dazu führt, dass sie alles darf. Nur nicht auf Herd und Wohnzimmertisch. Dann noch Nein für Stechviecher und demnächst für das Anstarren von Mimmi. Das rafft ihr kleines Katzenspatzenhirn.
Sie kennt auch "Warte" und "Bleib" und "Gleich"
Da zahlt sich unser Clickertrainig echt aus. Sie geht selbstverständlich auch allein auf die Waage, alles andere wäre eine Zumutung für mich *lach*
Oh, abgeschweift, sorry.
Ich will damit sagen, dass das Zusammenleben mit einer Katze in erster Linie Arbeit bedeutet. An sich und der Beziehung. Das Ergebnis ist Zuneigung und Vertrauen.
Sie spiegelt mich und mein Verhältnis zu ihr. (ich lass mal Genetik etc. weg)
Wenn meine Katze aggressiv ist, bin grundsätzlich ich dafür verantwortlich. Sie handelt aus Instinkt, aus ihren Erfahrungen und Möglichkeiten heraus.
Sie hat Schmerzen, Angst oder Energieüberschuss/ Sozialdefizite.
Wenn ich dann (verständlicherweise) mit Angst und Aggression reagiere, mache ich sie hilflos und noch unsicherer. "Ich habe Not, und mein Mensch versteht mich nicht."
Da wär mir auch nicht nach Kuscheln.
Und statt mir zu helfen, setzt man dann noch einen Reviereindringling dazu, damit sich die Probleme bitteschön von selbst lösen.
Vertrauensbruch.
Feind hinter Gittern, ich entspanne mich gaaaaanz langsam. Dann macht der Kollaborateur nach vier!!! Tagen die Tür auf.
Vertrauensbruch.
Dann ist das andere Katzavieh wieder weg (gottlob) und was macht meine treulose Dosine?
Lässt mich allein mit einem fremden Menschen, um in Urlaub zu fahren.
Vertrauensbruch.
So, und nun steckt ihr fest in einer Angst-/ Frust-/ Unsicherheitsspirale.
Welche Entscheidung Du triffst, sie zu behalten oder wegzugeben, ist völlig schnuppe.
Das sag ich auch nicht von oben herab, ich war selbst schrecklich ambivalent in den ersten Wochen der Zusammenführung.
Damit hab ich genauso beide verunsichert und verrückt gemacht.
Nun ist damit Schluss. Ich gebe beiden bis Dezember Zeit, sich in ihrem Schneckentempo zu arrangieren - oder eben nicht. Klappts nicht, suche ich für Mimmi ein anderes Zuhause. Mietzi herzugeben wäre mein seelischer Tod. Das weiß sie auch, Sie wird in meinen Armen sterben, wenn es irgendwann soweit ist. Sie mag keine Hunde? Dann darf der Freund wieder gehen.
Sie hat Angst bei Silvesterknallerei? Tja, Silvester findet nur noch zuhause statt.
Ich muss niesen? Ich sage vorher "Hatschi", damit sie sich nicht erschreckt. Das hat sie kapiert und zuckt nichtmal mehr mit den Ohren, wenn ichs dann tue.
Ohje, ich hoffe, ich habe Dich nicht erzwungen zugetextet.
Wenn Du Moustache unbedingt liebst, wird sie Dich ebenso vorbehaltlos lieben.
Such Dir eine EG-Wohnung mit der Möglichkeit gesicherten Freigangs. Frag nicht mehr, ob das möglich ist, sondern nur wie. Zieh um. Such Dir einen neuen Job. Zieh mit keinem Freund zusammen, der sie einschränkt. Fang an sie zu barfen.
Lerne Clickern. Ich hab einen Anfänger-Clicker Beitrag geschrieben im Ataxie-Katzen-Forum. Melde Dich da an, und nach 5 eigenen Vorstellungsbeiträgen kannst Du meinen Thread hier lesen.
http://forum.ataxiekatzen.info/viewtopic.php?f=41&t=3134
Lass Dich mit Haut und Haar, Fell und Tatze auf Moustache ein.
Zur Belohnung wirst Du irgendwann seine Gedanken wahrnehmen, spüren, in Bildern in Dir wiederfinden können. Und nein, ich bin kein großer Freund von Tierkommunikation. Das können vielleicht 100 Leute auf der ganzen Welt. Man kann aber seine Katze lesen lernen, ihre Gefühle in sich wahrnehmen lernen.
Dafür muss man selbst aber leer sein, selbst in den größten Krug passt kein Geschenk, wenn er voll ist. (Jau, bekennende Zen-Freundin bin ich schon).
Bezüglich Tierverhaltenstherapeutin würde ich ganz oben ansetzen, schei*** auf das Geld. (Spartse ja ein, wenn die Urlaube wegfallen *grins*)
Hausschild, Dexel. THP ist gut und nett, heißt aber gar nichts in der Praxis. ATN ist auch gut, heißt aber ebensowenig in der Praxis, was die faktische Qualifikation angeht.
Sie müssen DEINE Interaktion analysieren können mit der Miez. Da gehört ein wenig mehr zu als "1 Katzenklo mehr als Katzen". Sorry, will niemanden beleidigen, aber ist nicht immer drin was draufsteht.
Mach Videos. Hol Dir eine Webcam, die die Katze in Deiner Abwesenheit erwischt. Mach Videos von Dir und Deiner Katze, um Deine Signale auf Band zu haben.
Fang an zu meditieren. Mach eine Psychotherapie. Mach eine Ausbildung zur Katzenpsychologin. Kauf ihr ein Aquarium. Züchte Heuschrecken. Kauf gefrorene Küken.
Das allerwichtigste ist, für meinen Begriff, dass Du die Worte "Ja, aber" komplett aus Deinem Vokabular streichst. Liebe ist immer Und-Und. Ja, und wie, nicht ob.
Mein Monster-Beitrag ist ohnehin etwas ausgeufert, da kommt es auf die paar Zeilen auch nicht mehr an. Mein
Liebesgedicht an Mietzi
Ach könnt ich mich verlieren in Deinem Blick und weichen Haar
So wüsst’ ich doch im Herzen ich suchte weiter immerdar
Und Du mein Seelenliebchen bist treu mir und Du kosest mich
Versteh ich nicht die Worte, ihr Lautenklang berühret mich
Lass suchend uns ergründen, in Geste, Tonfall, Narrenspiel
Dann werden wir uns finden, in jenem Raum der binden will
Wie weh manchmal Dein fremder Blick ins and're Himmelszelt
Es führt die Sehnsucht uns zurück zu dem was gilt und fehlt
Für mich der größte Augenblick ist der als Du erfandest
Das neue Wort, den neuen Blick so dass ich Dich erkannte
Was uns beschränkt im Werdens-Lauf und was wir dort vermissen
Das holt das Wünschen locker auf, verliebt nur ins Gelingen
Deine Conny