Ich will dich hier nicht bashen - wirklich nicht. Es geht mir nur darum, dass ich das Gefühl - wie so oft bei diesen Rassediskussionen - habe, dass du den Widerspruch, der sich in deinem Kopf durch die Anschaffung und Unterstützung einer Qualzucht (und das sind flachnasige Perser in meinen Augen) durch weither geholte Argumente zu begleichen versuchst.
Ich kann irgendwie verstehen, dass man positive Erfahrungen mit einer bestimmten Rasse gemacht hat und das dann immer wieder reproduzieren will, aber es entbehrt halt leider jeder Logik.
Ich ertappe mich auch oft bei Kuhkatzen, die aussehen wie der Felix auf dem Schrottfutter dass ich ins Schwärmen komme, weil mein Kindheitskater exakt so aussah. Es löst direkt was in mir aus. Aber ich kann ja auch keine Erwartungshaltung bzgl des Charakters an die Kuhkatze ansetzen. Das ist doch wieder ein anderes Tier mit anderen Eigenschaften.
Ich kann also nach wie vor nur nachvollziehen, dass man allgemein Fan von Katzen ist, aber nicht von einer bestimmten Rasse.
Ich bin mit Katzen aufgewachsen. Sie kamen von überall, vom Bauern, vom Nachbarn, zugelaufen, selbst reproduziert. Alle Farben und Größen. Ich habe sie alle heiß und innig geliebt. Alles EHK. Waldwiesenkatzen. Lastramis.
Anfang der 80ger habe ich ein Jahr lang in einer Hunde- und Katzenpension gearbeitet und zum ersten Mal überhaupt Rassekatzen in Echt erlebt und die Norwegische Waldkatze kennen gelernt. Und ich war schockverliebt. Ich wusste: Irgendwann muss ich auch einen Norweger haben.
17 Jahre später war es soweit. Ich habe mir den Traum erfüllt und einen Norweger gekauft. Aus einer Anzeige in der Zeitung mit 8 Wochen, ohne Impfung, ohne Untersuchungen, ohne Stammbaum (aber wenigstens auch ohne Flöhe und Würmer). Er zog zu 3 weiteren Katzen, die schon erwachsen waren. Die Vergesellschaftung klappte natürlich eher nicht. Da ich inzwischen zumindestens schon in der "Kastration ist Pflicht"- Zeit angekommen war, zogen dann 2 weitere, gleichalte Tierheimkatzen dazu (2 deshalb, weil wir zu zweit im TH war, und sich jeder in je eine Katze verguckt hat). Damit waren es dann 6, davon 3 ältere (2 davon selbstproduziert und Töchter der Mutter, die vom Nachbarn kam), ein Norwegermix und zwei Tierheimkatzen.
Anfang der 2000der bin ich dann auch in der Internetzeit angekommen und habe Infos zum Norweger aufgesogen. So dass dann, als nur noch die 2 Tierheimkatzen lebten 2008 der Norwegergedanke wieder übermächtig wurde. Diesmal von einer Züchterin und zumindest einer mit Stammbaum (die Halbschwester aus einem Unfallwurf durfte mit. Inzwischen war ja klar, dass nicht mehr ein Jungtier zu erwachsenen kommt, sondern zwei. Und das sie keinen Stammbaum hatte, fand ich zwar komisch, aber bei der Erklärung auch nachvollziehbar. Ich habe erst Jahre später erfahren, dass es nicht der erste Unfallwurf bei ihr war. Immerhin zumindest Gen- und gesundheitstechnisch war sie gut dabei). Mein Traum einer black- smoke Norwegerkatze, die plötzlich dann doch creme- tabby war. Da waren es dann wieder 4.
3Jahre später zog noch eine Notfallnorwegerin ein, die als Zuchtkatze von einer inzwischen befreundeten Züchterin in eine Zucht verkauft wurde, in der sie nicht klar kam. Sie hat sich sofort unsterblich in den Norwegerkater verliebt und sich langfristig mit der Norwegerin angefreundet. Die zwei Hauskatzen hat sie ignoriert.
Bei Besuch auf einem Hof fiel uns ein verschnupftes Katzenkind auf, dass wir dann auch zu uns nehmen konnte. Haben wir gemacht. Klar, wir hätten es auch erst in den Tierschutz geben können um dann ein "echtes" Tierschutztier zu haben. Aber ist es nur für das eigene, "gute" Gefühl sinnvoll, dem Tierheim über 300 Euro Kosten aufzudrücken, von denen sie dann vielleicht 100 Euro Schutzgebühr (zu der Zeit) zurück bekommen? Sind wir deshalb nicht so "tierlieb"?
Als eine der zwei Tierheimkatzen verstorben waren und schon einige Zeit eine Vierergruppe vorhanden war, fand ich ein Katzenkind im Sommer am Straßenrand. Schwarz, in der Sommerferienzeit, weit und breit kein Haus. Gleiches Szenario: Erst ins Tierheim, oder gleich behalten? Wir haben uns wieder dazu entschieden ihn aufzunehmen, aber er war immerhin gesund. Und er hat sich prima in den bunten Haufen hier integriert, obwohl er nur ein Kitten war.
Bei beiden Kitteneinzügen war immer klar: Funktioniert die Integration nicht, kommt noch ein Kitten dazu. Aber es war immer unser Norwegerkater, der so unglaublich sozial ist und alle Katzen einfach nur liebt, der das nicht nötig gemacht hat.
2020, inzwischen lebten beide Tierheimkatzen nicht mehr, verstarb plötzlich und völlig unerwartet Smörres Halbschweser (Norwegerin ohne Stammi, aber das hatte - so denke ich inzwischen - nichts damit zu tun, dass sie keinen hatte). Smörre, der alle Katzen liebt, Ida, Kimi und Pelle, die alle Smörre lieben.
Und so überlegten wir etwa Mitte letzten Jahres, was machen wir eigentlich, wenn Smörre, inzwischen 13,5 Jahre alt, mal nicht mehr so fit und agil ist? Was passiert dann mit- und in unserer altersmäßig doch sehr gemischten Gruppe? Und mit Ida, die so unter Smillas Tod gelitten hat und so sehr an Smörre hängt? Pelle, der keinen Raufkumpel mehr hat? Also entschlossen wir uns, wieder nach einer 5ten Katze zu suchen, die doch einige Kriterien erfüllen musste: Halblanghaar musste sie sein, sehr sozial musste sie sein, kein Kitten durfte sie sein und auf gar keinen Fall schwarz- oder schwarz- weiß (wegen Ida), eher blau (verstorbene Smillas) oder creme (Smörre). Gerne ein Norweger und Kater (für Pelle).
Kurzum: Einen Norweger habe ich nicht finden können, einen Maine Coon über den Tierschutz nicht bekommen, da Freigang. Ich fand einen Maine Coon in Kleinanzeigen dessen Verkauf so ehrlich und toll war, wie man es sich beim Züchter wünscht (und damit erfülle ich nun gleich noch ein Hasskriterium, Kleinanzeigen). Mit Stammi, mit Futterpaket, mit spezieller Haarbürste, mit Lieblingsspielzeug mit Besitzerwechselanzeige bei Tasso gleich am Folgetag. Sozial, blau- weiß. Er rauft mit Smörre, spielt mit Pelle, verteilt intensive Nasenküsschen mit Ida. Er passt perfekt in unseren Katzenhaufen.
Kann man sich in eine spezielle Rassekatze verlieben? Ganz klar: JA. Sollte ich je in die Lage kommen, nicht im Sinne der Katzengruppe zu entscheiden, es wären IMMER Norweger, die hier einziehen. Kalle (Coonie) ist toll. Er hat ein unglaublich tolles Wesen, er macht hier den Teilzeitfreigang völlig unkompliziert mit. Und als "Kombi" gerne auch einen Coonie. Als Wunsch wäre immer der Norweger an erster Stelle.
Es ist so schade, dass es in solchen Diskussionen immer um "entweder oder" geht. Ich hätte ohne den Norwegerwunsch vermutlich nie eine so große Katzengruppe gehabt. Und ohne den Norwegerwunsch auch damals keine Tierschutzkatzen. Und ohne die große Katzengruppe vermutlich auch die Hofkatze und das Fundkitten nicht behalten. Zwischen schwarz oder weiß können eben doch auch noch andere Farben aufblitzen.