Ich bin keine Vegetarierin, aber mache Tierschutz - darf ich das deswegen nicht?
🤔
(Und zusätzlich fahre ich mit Absicht alte Autos mit hohem Spritverbrauch
![Grin :grin: :grin:](https://www.katzen-forum.net/images/smilies/bonus/grin.gif)
)
Ich bin nicht heilig, bin mir der Doppelmoral bewußt, aber für mich schließt das eine das andere nicht aus.
Dieses Bedürfnis der heutigen Zeit immer alles auf die Spitze zu treiben und einem perfekten Bild hinterherzurennen, das nie erreicht werden kann ist aus meiner Sicht ungesund, da es zu einer dauernden Unzufriedenheit führt, bei der sich jeder im Grunde unzulänglich fühlen muss bzw. jeder versucht sich über den anderen zu erheben, weil er ja "besser" ist, es "besser" macht. Statt einfach zu akzeptieren, dass der andere es eben "anders" macht/ist - was nicht zwingend "besser" heißt, sondern eben nur anders.
Und dasselbe Grundprinzip sehe ich auch beim Thema. Wenn jemand wenig Geld hat, aber bereit ist sein letztes Hemd für das Tier zu opfern, dann ist das mehr wert, als jemand mit viel Geld, der aber das Tier eher wie ein Wegwerfartikel sieht, dass jederzeit durch ein neues "besseres" ersetzt werden kann.
Letztens hat mich meine Tierärztin angerufen und gefragt, ob ich einen 10jährigen Kater aufnehmen kann. Er wurde zum einschläfern abgegeben, da er sich "ja so quält und es besser für das Tier ist". Die Qual des Tieres: er war so fett gefüttert, dass er nicht mal mehr den Kratzbaum hochkam... außerdem war er völlig verfilzt, da er sich ja nicht mehr putzen konnte und die Zähne eine Katastrophe. Es waren Leute, die nicht am Hungertuch genagt haben und sie haben um ihren geliebten Weggefährten bitterlich geweint... aber bevor sich das arme Tier noch weiter quält...
Die Tierärztin hat ihn nicht eingeschläfert, hat die Zähne auf eigene Kosten saniert, ihm eine Diät verordnet und der Süße darf jetzt noch ein 2. Leben in einem neuen Zuhause bekommen.
Es geht den Leuten, die ihre Tiere "verkommen" lassen nicht immer ums Geld, es ist oft die eigene Unkenntnis der Sachlage. Sie sehen das Problem gar nicht, bzw. das Problem ist die eigene Unzulänglichkeit Probleme auszuhalten. Viele Menschen können es nicht ertragen ein Tier durch eine Krankheit/schwierige Zeit zu begleiten, weil es sie selbst schmerzt und an ihre Grenzen führt. Am Beispiel von dem Kater: sie konnten es nicht aushalten den Kater auf Diät zu setzen um ihm ein gutes Leben zu ermöglichen. Das Problem war nicht das Geld, sondern das aushalten müssen der Konsequenz die sich dadurch ergeben hätte. Man liebt das Tier doch so sehr - das kann man dich nicht hungern lassen!
Aus meiner Erfahrung ist es selten das Geld, wo das Problem liegt bzw. die Menschen, bei denen es wirklich das Geld ist, die setzen auch Hebel und Wege in Bewegung das Geld dafür aufzutreiben.
Auch stellt sich eben die Frage: muss es immer 100% sein, was erreicht werden kann?
Man kann ein Tier auch "Tod-Diagnostizieren". Bevor jetzt wieder ein Aufschrei kommt ins andere Extrem - natürlich sollte alles getan werden um die Ursache einer Krankheit zu finden bzw muss ein krankes Tier vernünftig behandelt werden - aber man muss dabei auch das Wohl des Tieres im Auge behalten. Bestes Beispiel sind für mich da die Scheumietzen: habe ich ein krankes Scheumietz, was eine klar definierbare Krankheit hat und die Chance auf Heilung hoch ist, dann macht es Sinn dieses Tier trotz seiner Angst durch das Prozedere zu jagen. Aber die Grenze ist da, wo es für das Tier zu einer dauerhaften Qual wird. Beispiel Einbein-Kater Marek: wie oft wurde ich aufgefordert ihm doch die Implantatprothesen zu ermöglichen. Scheiterte es am Geld? Nein, denn das hätte ich schon auftreiben können - aber für den scheuen Kater wäre der Eingriff und die Nachsorge usw eine Qual gewesen, die im keinen Verhältnis zum nutzen gestanden hätte - denn glücklich Leben kann er auch so...
Ich habe 9 eigene Katzen, keine Versicherung, kein Geld für die Katzen auf der hohen Kante. Bin ich ein Tierquäler? Hat irgendjemand von euch sich je gefragt, wie ich diese eigenen Katzen finanziere? Als Marek blieb, als Enna blieb usw wurde es bejubelt. Warum hinterfragt bei mir niemand wie ich das finanziere?
Weil ihr euch sicher seid, dass im Zweifel das Geld auftreibe werde - und dem ist ja auch so, da ich einen sicheren Job habe, der mir ermöglicht im Zweifel einen Sofort-Kredit zu bekommen um auch hohe Tierarztkosten abzudecken.
Aber was für mich gilt, muss doch auch für andere gelten?
Ich frage bei meinen Vermittlungen daher nicht dem Kontostand, sondern höre auf mein Bauchgefühl, ob der Mensch bereit ist den Weg mit dem Tier zu gehen, egal was passiert - dann kann ich nämlich auch darauf vertrauen, dass er im Zweifel Mittel und Wege findet.
Und ein Gedanke noch zum Schluss: selbst wenn dieser Mensch dem Tier im Extremfall nicht die ganz große Diagnostik ermöglichen kann und das Tier deshalb dann im Krankheitsfall eingeschläfert wird, bevor die Ursache gefunden werden konnte, weil eben erst kleinere Maßnahmen erfolgt sind und es so dann zu spät war - im Verhältnis hat das Tier dann trotzdem gewonnen, denn wäre es draußen geblieben, wäre es gar nicht erst so weit gekommen...
Was ist also besser: den jungen Streuner von draußen sich selbst überlassen, damit er dann mit 7-8 Jahren elendig an Hunger und Krankheit eingeht oder den jungen Streuner reinholen, an jemand vermitteln, der vielleicht keine 10.000 Euro auf der Kante hat, aber bereit ist seinen Fernseher für die Zahn-OP zu verpfänden und dem Tier ein schönes Leben macht, wo es dann mit 13/14 wegen anderer Krankheiten, deren Diagnostik mangels Geld verschleppt wurden eingeschläfert werden muss?
Höher, weiter, mehr ist nicht immer besser....
Meine 5 Cents