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Omelly
Forenprofi
- Mitglied seit
- 26. Dezember 2006
- Beiträge
- 5.092
Vielleicht leide ich auch nur an einem ausgeprägten Helfersyndrom, kann ja sein.
Ich finde, hier kann man aber ansetzen. "Helfersyndrom" ist ja heutzutage fast zu einem Schimpfwort geworden, weil "-syndrom" das nun mal suggeriert. Die Frage ist aber, wem kann ich helfen? Und dabei rede ich gar nicht davon, dass automatisch jede Katze aus dem Tierschutz "verkorkst" ist. Wenn ich mich aber für eine solche Katze entscheide, dann muss ich zumindest die Möglichkeit einkalkulieren und mich selbst für beflissen genug halten, dieser Katze dennoch gerecht zu werden.
Nur um das zu verdeutlichen:
Mir hätte es damals schon gereicht, wenn es der Typ Katze ist, der sich nicht hochheben lässt oder plötzlich zubeißt, wenn es genug mit dem Streicheln ist. Damit wäre ich persönlich nicht klar gekommen. Zwei Katzen hätten dann ein Zuhause gehabt, anstatt im Tierheim zu sitzen. Aber befriedigt hätte mich das nicht. Und nur weil man das Hauptaugenmerk seines Lebens nicht auf Katzen-Tierschutz richtet, sondern hier andere Prioritäten gewählt werden, ist das nicht verurteilungswürdig. Ich habe mich für meine Katzen entschieden als ich noch voll berufstätig war - und das in einem Tätigkeitsfeld, wo ich mindestens 9 Std. täglich "Menschschutz" betrieben habe. Ich war mit menschlichen Abgründen und Situationen konfrontiert, die die Meisten hier allenfalls aus dem Fernsehen kennen. Jeder Mensch hat nur eine begrenzte Kapazität zu helfen und muss auch entscheiden, wohin diese Hilfe geht. Und man muss vor allem seine eigenen Grenzen kennen.
Als die Katzen meiner Freundin bei mir wohnten, taten sie mir einfach gut. Nach dem Job kam ich viel schneller wieder "runter", fand Ruhe und konnte herzhaft über die Beiden lachen. Und darum war der Entschluss zur Katzenhaltung in dieser Lebensphase natürlich ein komplett egoistischer. Das hatte nichts mit Tierschutz zutun. Das hat es aber auch bei einer Vielzahl von denen, die sich Katzen aus dem Tierheim holen, nicht. Wenn nicht vom Bauern, bekommt man sie dort eben noch am Günstigsten. Dieses Forum hier ist lediglich ein minimaler Ausschnitt und spiegelt die Realität in keinster Weise wieder. Katzen sind in den Augen vieler Leute nach wie vor "Massenware", um die man sich auch nicht großartig kümmern muss. Die kommen alleine klar; wenn sie nicht gerade regungslos in der Ecke liegen, brauchts auch keinen Tierarzt und wenn mal wieder eine überfahren wurde, holt man sich eben die nächste aus dem Tierheim. Ist das Tierschutz?
Ich glaube nicht daran, dass sich der wahre Tierfreund daran erkennen lässt, ob er seine Tiere vom Züchter oder aus einem Tierheim hat. Ich glaube aber daran, dass die Halter von Rassekatzen sich im Schnitt weitaus mehr Gedanken über die artgerechte Haltung, Fütterung und Bedürfnisse ihrer Tiere machen als der durchschnittliche Katzenhalter - den man eben nicht verstärkt in Foren wie diesem antrifft.