Danke für die interessanten Ausführungen.
Sie bestätigen einiges, was ich weiß, anderes aber stellt sich mir absolut gegenteilig dar.
Zunächst mal, die Praxis, Scans der Befunde und Stammbäume auf der Homepage einzustellen, ist nicht zu befürworten.
Leider gibt Programme wie Photoshop und Leute, die sie zu bedienen wissen...
Deshalb wird man auf den Homepages von informierten Züchtern eben keine Originalbefunde, sondern Links zu unabhängigen Datenbanken finden.
Womit man dann auch noch eine Art Prüfsiegel hat, dass ein Dritter über die Befunde geschaut und keine Unregelmäßigkeiten festgestellt hat.
Was die Preise betrifft, so sind um die 700, 750€ deutlich im nicht-vierstelligen Bereich, ich kann allerdings nicht nachvollziehen, weshalb man mehr ausgeben sollte. Aber solche "Moderassen" die diese Preise erzielen, interessieren mich eh nicht.
Man muss aber schon ehrlicherweise sagen, bis so ein Kitten mit o. g. Kaufpreis bei einem zu Hause sitzt, wird man mehr Geld investiert haben.
Wirklich gute Züchter findet man nicht vor der Haustüre, man wird sich die Kitten dann mindestens einmal anschauen wollen und entweder selbst abholen oder einen Spritkostenzuschuss fürs Bringen einrechnen müssen.
Ja, es gibt Leute, die legen sehr viel Wert auf gesunde Rassekatzen und fahren dann schon mal 300-500 km einfach, um das passende Tier zu bekommen.
Die Einstellung deiner Freundin finde ich nicht durchdacht.
Wenn sie die Kosten für die Anschaffung einer Rassekatze reuen, weil es so viel menschliches Leid auf der Welt gibt, dann sollte sie lieber komplett auf die Haltung von Katzen verzichten.
Angesichts einer realistischen Lebenserwartung von durchschnittlich 16 Jahren macht der Kaufpreis in Form von dem Unterhalt für ein Lebensjahr den Ochs nicht mehr fett.
Im Gegenteil, wenn man Kitten hat aus Linien, die über möglichst über mehrere Generationen mehrfach geschallt wurden und sich darauf verlassen kann, sobald etwas in den Linien auftritt, sofort informiert zu werden, kann man sich auch eine kardiologische Untersuchung als Vorsorge bei der eigenen Katze sparen, ebenso wie FIV und FeLV Tests, dominant vererbte PKD etc.
Das Hauptproblem, warum Kittenpreise nicht genannt werden, ist dass die Mehrzahl der Leute wirklich denkt, da würde in nennenswertem Umfang etwas hängen bleiben.
Was es auch tut, wenn die Züchter auf die geldtreibenden Vorsorgeuntersuchungen verzichten. Und, ja, die nehmen ohne mit der Wimper zu zucken auch die genannten Beträge, und der Liebhaber, der denkt, Vereinszugehörigkeit würde das schon regeln und der Preis sei ja auch angemessen, hat hinterher oftmals das böse Erwachen.
Bezüglich der Vorsorgeuntersuchungen:
Ich hoffe mal sehr, dass junge Paare heutzutage immer noch Kondome verwenden und wenn sie sich über eine langfristige Beziehung einig geworden sind, einen HIV Test durchführen lassen, ehe sie ungeschützten Verkehr miteinander haben.
So hat man das jedenfalls damals bei uns gehandhabt.
Und so handhabt man das bei Zuchtkatzen, nur gibt es da nicht nur FIV sondern auch FeLV, das hauptsächlich sexuell übertragbar ist.
Schau mal aufdieVermittlingsseiten von Tierheimen und Tierschutzorganisationen, wie viele Katzen dort FIV und/oder FeLV positiv gelistet sind. Ich habe jüngst erst geschaut, weil eine Bekannte einen alters- und charakterlich passenden Kater suchte, leider entpuppten sich fast alle als Träger, die nicht zu gesunden Katzen, die sie hat, kommen sollen.
Da hat man beim gewissenhaften Vereinszüchter doch ganz andere Startbedingungen.
Natürlich testet man als Mensch nicht auf diese Erbkrankheiten - es sei denn, es ist bekannt, dass es sie in der Familie gibt.
Katzenrassen sind sozusagen "Familien" und je nach Familie gibt es eben unterschiedliche Veranlagungen.
Übrigens funktioniert es sehr gut mit den Gentests, wenn sie verfügbar sind.
Unser Verein hat einen Rahmenvertrag mit einem US-amerikanischen Labor, das bietet alle möglichen Tests an - bis auf GSD-IV, die Glukogenspeicherkrankheit, die Bei Norwegischen Waldkatzen vorkommt. Unser Verein hat angefragt, ob das Labor diesen Test denn nicht auch anbieten könnte, denn wenn man nur die Kopie von einer Kopie von Gentests Von Groß- oder Urgroßeltern hat, die bei ganz anderen Leuten leben, möchte man manchmal einfach sicherheitshalber noch so einen Test für die eigene Buchführung.
Das Labor signalisierte, man habe dort einen Test entwickelt, alleine fehle es noch an einer Kontrolle, ob der Test auch richtig funktioniert an Hand der Proben eines nachweislich als Träger identifizierten Tieres. Und dann kam der Vorschlag auf, ob unser Verein nicht ein solches Tier aufspüren könnte.
Das war ziemlich schwierig! Das GSD-IV Gesundheitsprogramm, das seit Verfügbarkeit des Gentests 2006 unter NFO läuft, war so effektiv, dass es unter den aktuellen Zuchtkatzen überhaupt keine Trägertiere mehr greifbar gab!
Dies sind doch tolle Nachrichten!
Eine andere Geißel, die übrigens ALLE Katzen, egal welcher Rasse betrifft, ist HCM - und wenn man sich anschaut, dass rasselose Hauskatzen zu 15,4 bzw. 15,5% betroffen sind (französische und italienische Querschnittsstudie) während die Rassen, denen eine erhöhte Anfälligkeit nachgesagt wird, Maine Coon und Ragdoll, bei rund 10 bzw. rund 3% liegen, wird einem klar, warum verantwortungsvolle Züchter und Liebhaber solch großen Wert auf die kardiologische Zuchtuntersuchung legen.
Ich denke mal, wenn bei menschlichen Babys zu 10-15% mit einer solchen, tödlichen Erbkrankheit gerechnet werden müsste, würde man auch nicht so leger mit der Thematik umgehen. Es ist ein sehr großes Glück, dass dem nicht so ist!
Ich denke mal, würde sich die Häufigkeit von Erbkrankheiten bei Katzen in ähnlichen Regionen bewegen wie bei Menschen, würden wir alle guten Gewissens auf viele Tests verzichten können.
Das ist ja auch der Grund, warum wir jetzt diese Tests machen, weil wir hoffen, dass wir damit die schlimmsten Fälle ausmerzen und sehr viel Leid unter den Katzenhaltern (egal ob Liebhaber oder Züchter) vermeiden können.
Glücklicherweise sind die zur Verfügung stehenden Untersuchungsmethiden alle minimalinvasiv. Maximal sind ein paar Tröpfchen Blut für den FIV/FeLV Test notwendig. Gentests können mittels Schleimhautabstich gemacht werden, Herz und Nieren sonografisch untersucht werden, wobei (bei sozialisierten, trainierten und selektierten Zuchtkatzen) nicht einmal eine Sedation notwendig ist.
Aber vielleicht muss man auch nur selbst einmal eine Katze vor der Zeit an eine solche vermeidbare Krankheit verloren haben, um für die Thematik sensibilisiert zu sein?