"Artgerecht" ist eben so eine Sache. An sich ist Kastration nicht artgerecht. Andererseits hat die Katze in unseren Breiten auch keine (bzw. kaum) natürliche Feinde, und unkontrollierte Vermehrung führt nur zu verheerenden Krankheiten, zu Nahrungsmangel, sprich: Dazu, dass elend viele Katzen elendig verrecken. Das ist dann Natur, und Natur ist nicht immer nett. Kastration empfinde ich dementsprechend als Notwendigkeit.
Das möchte ich auch so unterschreiben. Der Vorteil der Kastration ist für die Katzen letztlich größer als der Nachteil mit dem damit verbundenen Elend, wenn sie nicht stattgefunden hätte.
Wenn ich den Threadtitel allerdings lese, dann wäre mir gar nicht in den Sinn gekommen, den Begriff „artgerecht“ mit der Kastration in Verbindung zu bringen. Vielleicht aber auch deswegen, weil unsere Welt eben durch den Menschen und die damit verbundene Zivilisation, die den Lebensraum für andere Lebewesen begrenzt, die Kastration erforderlich macht und dass man dieses Wissen darum voraussetzen kann. Will heißen: Die Lebensbedingungen sind so schlecht, dass Kastration heutzutage ein Muss ist, was man gar nicht erst in Frage stellen sollte.
Was wäre wenn man viele Katzengeburten nicht eindämmen würde? Wollen wir eine naturbelassene Umwelt ohne asphaltierte Straßen, Autos und dergleichen zugunsten von freilaufenden unkastrierten Katzen? Wohl kaum. Die Rückentwicklung in eine Zeit vor dem industriellen Zeitalter wird nicht stattfinden solange es Menschen auf diesem Planeten gibt.
Was den Tieren damit genommen wird, ist das Gefühl, das mit der Rolligkeit bei der Katze und der Triebhaftigkeit beim Kater einhergeht. Da es aber nicht aufkommt, werden sie es nicht vermissen, wenn wir „artgerecht“ definieren wollen.
Unter „artgerecht“ verstehe ich dann die der Wesensart, und zwar aus ihrem genetischen Ursprung her noch resultierenden Triebe. Und da wir hier bei den Katzen sind, da ist der Körperbau ja schon darauf ausgerichtet und die Sinne, die sich im Erbgut verankert haben, beim Jagen, Auflauern und dergleichen, was Katzen halt so Spaß macht und wozu sie den inneren Drang haben.
Bunteriro meinte eben, „tiergerecht“ wäre eher passend für das, was man sich so vorstellen könnte, wie man es den Tieren am ehesten recht machen könne. Wobei „tiergerecht“ geht dann für mich nicht auf die spezielle Art ein, siehe Unterschied zwischen Hunden und Katzen. „Artgerecht“ wäre für mich da eher mit dem Hund auf eine Hundewiese zu gehen, damit er sich mit anderen Hunden in einem Rudel, was ja auch seiner ursprünglichen Art entspricht, austoben kann.
Das würden wir mit Katzen eben nicht machen wollen, sie alle in einen Kennel packen und auf eine Katzenwiese bringen. Aber ihnen hingegen den Freilauf zu ermöglichen, ist da für mich eben das Artgerechteste, was ich mir vorstellen kann, eben weil diese Urinstinkte, die in jeder Katze mehr oder weniger drin stecken, sich ausleben können.
Das ist für mich artgerecht: Die Möglichkeit zu bieten, die Urinstinkte zu wecken, und zwar in Verbindung mit der Natur. Alles andere wie Wohnungshaltung, auch mit vielen qm-Flächen und Spielmöglichkeiten wäre da für mich nachgelagert und „der Art angepasst“ wenn ich es mal so ausdrücken will. Und das heißt nicht, dass Katzen damit unglücklich wären. Nur auf die Frage, was letztlich „artgerecht“ ist, da stünde für mich die Natur an erster Stelle.