Gestern Abend haben wir nun auch unsere geliebte Polly verloren. Den Kampf gegen den Krebs konnten letztendlich auch wir nicht gewinnen.
Es gab von Mittwoch zu Donnerstag einen deutlichen Einbruch in Pollys Lebensqualität. Ihr letzter guter Tag war im Grunde genommen der Dienstag. Am Dienstag Vormittag nieste sie einen großen Schwall Blut aus ihrer Nase, soviel wie noch nie. Danach folgte der letzte Tag, an dem sie einigermaßen durch die Nase atmen konnte. Sie war sehr anhänglich und spielte sogar noch ein bisschen. Ihr Stinkefrettchen hat sie nochmal ordentlich vermöbelt und mehrere Catwalks nach Kroketten abgesucht.
Am Mittwoch dann ging es wieder schlechter mit der Atmung. Sie hielt sich noch wacker, war aber sehr schlapp. Am Abend trabte sie noch müde ein paar Leckerlis hinterher und schlief die Nacht von Mittwoch auf Donnerstag auf meinem Kopfkissen, ganz nah bei mir. ❤️ Zum letzten Mal, wie ich jetzt weiß.
Der Donnerstag war der erste Tag in Pollys Leben, an dem ich keinerlei Lebensqualität mehr sah. Der Tumor schien irgendeine Blutung in der Nase oder Stirnhöhle ausgelöst zu haben, die sich nicht stoppen ließ. Permanent lief ihr zähes, dunkelrotes Blut aus der Nase. Sie konnte den ganzen Tag nicht durch die Nase atmen, musste dauernd das Köpfchen heben, Blut abschlucken und durch das Mäulchen nach Luft japsen. Es war ein Anblick, der uns Tränen in die Augen trieb. Sie wollte nicht mehr spielen oder schmusen. Sie stand morgens nicht, wie sonst, mit mir auf und begrüßte mich nicht, wie sonst, als ich nach kurzer Abwesenheit nach Hause zurückkam. Sie war apathisch und hatte sichtlich Luftnot. Sie konnte nicht mehr entspannt liegen, geschweige denn schlafen, weil sie kaum atmen konnte und dauernd Blut abschlucken musste. Irgendwann gegen Nachmittag kotete Polly auf meinen Schreibtisch. Etwas, das sie in ihrem ganzen Leben noch nie getan hatte und das wir als Alarmzeichen deuteten. Auch zeigte sie das typische Schmerzgesicht von Katzen (seitlich abgeklappte Ohren, struppig aufgestelltes Fell auf der Stirn, angespannte Maulhaltung, verkniffene Augen). Fressen ging zwar bis zum Schluss, wenn ich es zu ihr brachte und mit der Hand fütterte, aber das ist kein ausreichendes Kriterium für Lebensqualität.
Schweren Herzens haben wir am Abend gemeinsam mit unserer TÄ beschlossen, dass kein weiterer schlechter Tag folgen soll. Polly hat mich fast dreizehn Jahre meines Lebens begleitet, sie verdiente einen würdevollen, schmerzfreien Tod, kein Dahinvegetieren mit Schmerzen und Luftnot. Vollkommen friedlich und ruhig ist sie in meinen Armen eingeschlafen.
Machs gut, meine über alles geliebte, wundervolle Polly. Über zwei Jahre hast du gegen den verdammten Krebs angelebt, du warst so tapfer, so stark, so lebensfroh. Ich weiß noch nicht, wie es ohne dich gehen soll. Du warst doch hier die unangefochtene Königin, hast den Alltag bestimmt und mit so viel Liebe und Wärme gefüllt. Du fehlst hier so sehr, meine Kleine. So sehr. Danke für alles, meine geliebte Katze. ❤️