Von Herzen Danke für eure liebe Anteilnahme. ❤️
Ich fand dieses Zitat im Netz so unglaublich treffend, gerade bei Krebschen: "Man sieht die Sonne langsam untergehen und erschrickt dann doch wenn es plötzlich dunkel ist (Zitat)".
Ein schönes und trauriges Zitat. Das trifft es wirklich auf den Punkt. Ich wusste seit zwei Jahren, was Sache ist, habe den schleichenden, langsamen Abbau gesehen, gerade in den letzten Wochen und Monaten, wusste, wie es enden würde, wusste auch, dass wir unglaubliches Glück hatten, dass sie noch so lange da war. Und dennoch hat mich Pollys Tod einfach umgehauen.
@yodetta Deine lieben Worte haben mich gestern Nacht sehr getröstet, als mich die Trauer überwältigte und ich ins Forum schaute, um mich irgendwie abzulenken. Mein Mann sagt mir auch immer wieder, dass meine liebevolle, intensive Pflege, die gesunde Fütterung, das tägliche Inhalieren, die Zuwendung, das Animieren zu Spiel und Bewegung etc. dafür gesorgt haben, dass Polly so lange durchhalten konnte. Aber genau das macht meine Trauer jetzt noch heftiger. Ich habe nicht nur meine absolute Seelenkatze und beste Freundin verloren, sondern auch meinen Lebenssinn. Polly und ich waren uns schon immer sehr nah, aber in den letzten zwei Jahren hat sie komplett meinen Alltag bestimmt. Jeder Tag war geprägt und strukturiert durch die Pflege: die Inhalationen, das Füttern kleiner Portionen Barf (meist von der Hand, so mochte sie es einfach am liebsten ...), das tägliche Eingeben der Medikamente, das Spielen, Schmusen, Verwöhnen ... Mein Leben ist mit einem Schlag leer. Polly fehlt in jedem Moment. Morgens beim Aufwachen lag sie fast immer auf meinem Kopfkissen und hat mich angeschmust und angeschnurrt wenn sie merkte, dass ich wach wurde, hat ihr Köpfchen oft auf meins gelegt ... Auch tagsüber hat sie immer meine Nähe gesucht, bei mir und an mir gelegen ... Am späten Nachmittag nur mit mir neben ihr sitzend ihr tägliches Eintagsküken gefuttert und danach meist kurz intensiv gespielt ... Abends auf dem Sofa ist sie mir schnurrend und keckernd mit ihrem liebeshungrigen Blick auf den Bauch gekrochen, hat den ganzen Abend auf und an mir gelegen, geschmust, ist zu mir unter die Decke gekrochen ... Dann spät abends unser jahrealtes Ritual, der Trofu-Wurf durch den Flur, sie im Schweinsgalopp hinterher. Und dann wieder gemeinsam ins Bett, Polly schnurrend an mir, auf mir, auf meinem Kopfkissen, immer so nah, und alles von vorne, jahrelang.
Jetzt ist alles leer. Meine Lebensaufgabe ist einfach weg. Keine schnurrende Katze auf meinem Kissen, wenn ich aufwache, keine schnurrende Katze abends, wenn ich einschlafe. Es fühlt sich alles einfach nur falsch an.
Und dennoch war es genau der richtige Moment, Polly gehen zu lassen. Denn an ihrem letzten Tag hat sie mir so deutlich gezeigt, dass sie nicht mehr konnte. Es war zwar schon in den Tagen und Wochen zuvor ein Auf und Ab und ein sichtbarer Abbau, aber gute und schlechte Momente hielten sich noch ungefähr die Waage, Polly wollte noch. Aber am Donnerstag nicht mehr. Ich glaube, wir haben den ersten Tag erwischt, an dem es wirklich komplett ins Negative kippte und keine Lebensqualität mehr sichtbar war. All das, was ich oben schrieb, konnte und wollte sie nicht mehr. Sie war apathisch, fertig, lag und kauerte schlapp herum, konnte aber aufgrund der permanenten Blutung in der Nase ihren Kopf nicht mehr ablegen, nicht mehr richtig entspannen, nicht mehr richtig schlafen. Nur fressen ging noch irgendwie, aber mühsam und in kleinen Häppchen. Sie wollte zwar noch irgendwie in meiner Nähe, mir aber nicht mehr körperlich nah sein, Berührungen schienen ihr plötzlich unangenehm zu sein, sie begrüßte mich nicht freudig und schnurrend wie sonst, war völlig neben sich, hatte sichtlich Schmerzen und Atemnot. Ich wusste tief in mir drin schon morgens, dass es jetzt vorbei war, noch bevor ich instande war, die Entscheidung auszusprechen - das konnte ich dann erst am Abend gemeinsam mit unserer lieben TÄ. Es war genau richtig, Polly an diesem Tag zu helfen, denn sie hatte keinen einzigen weiteren Tag von so schlechter Lebensqualität verdient. Sie hatte ein Leben voller Liebe und schöner Sonnentage und verdiente kein Leid.
Doch nun fehlt sie einfach überall, mein sturer, liebessüchtiger kleiner Charakterkopf. Ich habe Polly im Tierheim adoptiert, als ich 20 war, bin im Grunde mit ihr erwachsen geworden, fast 12 Jahre war sie bei mir. Ich muss jetzt lernen, wie ein Leben ohne sie geht, und ich weiß einfach nicht wie. Wie lernt ihr es?