Ich kann Christine nur beipflichten.
Hier im Forum wird natürlich, da hier so viele Tierschützer unterwegs sind und der Fokus auf Tierschutz liegt, immer gleich das "Drohgebäude": alle potenten Kater markieren aufgezeigt.
Kater ist aber nicht Kater, denn (auch auf die Gefahr hin, dass wieder der Züchterbashing-Mistkübel ausgeschüttet wird) neben Aussehen kann man auch andere Veranlagungen wie Charakter, aber auch die Tendenz zu Markieren herausselektieren.
Dabei sind Rassen, die länger gezüchtet werden, in der Regel weiter vorangeschritten mit der Zuchtselektion auf "geruchsfreie" Kater, als jüngere Rassen.
Wie man hört, gibt es so gut wie keine Perserkater, die markieren.
Da Britisch Kurzhaar auch schon sehr lange gezüchtet werden, denke ich, dass die Gefahr, ein markierendes Tier zu erwischen recht gering ist.
Kurze Info, wie das kommt:
Wie schon erwähnt wurde, darf ein Kater (auch im Züchterhaushalt, wir sind keine Masochisten und keine Erdferkel und haben funktionstüchtige Nasen...) so lange postent bleiben, so lange er sich zu benehmen weiß.
Sobald er anfängt zu markieren, wird er in der Regel so schnell kastriert, wie er nicht mal auf drei zählen kann. Gut mittlerweile gibt es durch den Suprelorin-Chip davon Abweichungen, da bekommen die Kater dann auch erst mal den Chip bevor man unaufhebbare Tatsachen schafft, aber früher lief das nur so.
Und was lernen wir daraus: Umso später der Kater anfängt zu markieren, umso länger bleibt er potent, und umso mehr Kitten kann er zeugen. Effekt: die Veranlagung zu nicht-Markieren tritt im Genpool mit jeder Generation etwas öfter auf.
Das ist recht effektiv.
Wir haben ja Norwegische Waldkatzen und die werden gemessen an Persern und Briten noch nicht so lange gezüchtet,
😎aber ich habe erst im Dezember, nachdem unser erster Norwegerkater *1999 6 1/2 Jahre potent blieb und wir nun seit einiger Zeit mit drei potenten Katern (*2007, *2009, *2009) und dem Kastraten zusammenleben, das erste Mal in meinem Leben den - wirklich
abartigen, widerwärtigen, ekel- und übelkeitserregenden Gestank von Markieren erleben "dürfen".
Denn da hatte sich ein Streuner hier in der Wohngegend eingeschlichen, wurde von "Tierfreunden" gefüttert, aber nicht versorgt (klar, wer will schon so einen Stinker bei sich haben?) und unser Haus und Grundstück wegen der potenten Tier bei uns großflächig "eingenebelt".
Dieses Markieren riecht wirklich schrecklich, wie halbverwester Pumakäfig im Zoo. Schrecklich! Kein Vergleich mit dem Geruch von normalem Katzenurin!
Also, nachdem ich dem Streuner eine kleine Schönheits-OP spendiert habe, hat er keine Duftfahne mehr und wie mir berichtet wurde, darf er jetzt bei den fütternden alten Tantchen schon mal auf dem Sofa schlafen...
...und wir können wieder durchatmen.
Also, so viel zum Markieren.
Aaaber.
Auch wenn unsere drei Bömmelchen super lieb sind zu unserem Senior, es Probleme geben, nicht alle Rassen und Linien werden so konsequent auf Charakter selektiert, wie unsere.
Gerade mit Britenkatern kann öfter mal nicht zu spaßen sein. Da gibt es auf Ausstellungen oft unliebsame Überraschungen mit den sonst so "ruhigen" Bärchen - da ist dann wirklich der Bär los und ein ausgewachsener Britenkater ist ja ein ganz schönes Kaliber.
Solltest du also genau abwägen.
Dann klar, Tests wurden angesprochen.
Wir verlangen aktuelle Kotproben, Gesundheitszeugnis, Bluttest auf FIV und FeLV und einen Scheidenabstrich, bieten dafür das gleiche, beim Kater natürlich Penisabstrich.
Klar ist für uns auch, dass wir nur Katzen annehmen, die ebenso wie unsere Kater herzgeschallt sind. Unsere Kater sind auf Herz und Nieren geschallt, das ist bei Norwegern die Kür, bei Briten aber die Pflicht.
Wenn die Dame dann in die Flitterwochen anreist, heißt es, dem jungen Paar einen Raum für sich anzubieten. Je nach Temperament kann so eine rollige Katze schon mal locker mit einem Rockkonzert mithalten, also in einer Etagenwohnung fände ich das nicht so sehr angebracht.
Klappt es mit den beiden, dann bleibt die junge Dame 3-4 Tage beim Kater. Länger sollten sie es aber nicht miteinander treiben, weil sonst die zuletzt gezeugten Kitten als lebensunfähige Frühchen geboren werden.
Kann die Katze also nicht zeitgerecht abgeholt werden, heißt es, sie zu separieren und trotzdem zu bespaßen, denn Einzelhaltung, wissen wir ja, ist nichts für Katzen.
Manchmal will es aber nicht klappen, Katze stellt wegen der Aufregung der Anfahrt die Rolligkeit ein.
Dann gibt es zwei Alternativen - abholen und bei der nächsten Rolligkeit wieder bringen oder beim Deckkater lassen bis zur nächsten Rolligkeit.
Stressig - für dich - ist eigentlich beides.
Hat es dann geklappt, hoffst und bangst du natürlich mit und über den Anruf, dass alles geklappt hat und die ersten Babybilder freust du dich fast so, als ob es deine Enkelkinder wären.
Dann fährst du irgendwann nach der ersten Impfung natürlich hin, um die Zaubergeschöpfe zu bewundern und hast auf der Rückfahrt dann bettelnde Kinder... ach eines, Mami, eines noch...
Wenn du Glück hast, finden die Kitten alle schwuppdiwupp einen Abnehmer, aber manchmal ist der Wurm drin und es sind die tollsten Kitten, die man sich nur vorstellen kann, typvoll, wunderschöne Farben, total lieb und verschmust, proper und gesund, kleine Zuckerschnuten einfach - aber es findet sich partout nicht das RICHTIGE Zuhause.
Weil an Hinz und Kunz gehen Kitten natürlich nicht, und dann gibt es Reservierungen, die wieder lapidar abgesagt werden und du fragst dich, was nur los ist mit dieser Welt, alle wollen gerne Rassekitten, aber bitte zum Schleuderpreis auch wenn dies bedeutet, dass keine Gesundheitsvorsorge betrieben wird und nur Müll gefüttert wird und auch der Typ der Katzen mehr als zu wünschen übrig lässt.
Dann zweifelst du manchmal wirklich an dem, was eigentlich die schönste Art ist, potente Kater für die Zucht zu halten. Und was in anderen Ländern, z. B. in Finnland gang und gäbe ist: Die Platzierung in einem Haushalt eng mit den Züchtern befreundeter Liebhaber (ich kenne über die internationale NFO-HCM-Austauschgruppe eine finnische Liebhaberin, die das so macht und meine Freundin, die Ragdoll züchtet, hat einen Kater nach Finnland in die Zucht verkauft und der lebt dort auch so - sie finden es beide ganz klasse).
Denn der Vorteil an der Platzierung getrennt von den potenten Weibchen ist, dass die Kater einfach viel mehr Ruhe haben. Denen scharwenzelt nicht alle Naslang ein rolliges Weibchen vor der Nase herum. Mit ihresgleichen zusammenzuleben, ist ja für Kater das natürliche, wie die Forschung an verwilderten Hauskatzengruppen gezeigt hat, und je nach Charakter ist es auch wirklich kein Problem, in so eine Gruppe auch Kastraten zu integrieren.
Der Vorteil für die Zucht ist auch, dass so ungeplante Würfe sicher verhindert werden können.
Bezüglich Gesundheit, klar kann man sich da etwas einschleppen, aber mit der entsprechenden Vorsorge kann man die Risiken minimieren und die Sachen, die dabei nicht abgetestet werden, die kann man sich auch durch Ausstellungsbesuche einfangen, oder durch Leute, die zu einem kommen oder - das wird oft unterschätzt - indem man einfach auf der Straße fremde Katzen streichelt.
Jedenfalls machen wir das jetzt seit 4 Jahren und hatten noch nie Probleme.
Gut, wir hatten in den vier Jahren auch nur sechs Mal "Damenbesuch" für unsere Kater (einmal leider vergebliche Liebesmüh, bzw. die Katze hatte nur "Migräne" und der Kater zu viel Verständnis...
) das ist definitiv keine Zucht sondern firmiert am besten, wie es meine Freundin ausdrückte, als "Liebhaber mit Zuchtoption".
Jedenfalls ist es schon so, dass man die Verantwortung ernst nimmt, ernst nehmen sollte, und so haben wir unlängst zwei Deckanfragen abgelehnt, die eine war eine grundsätzliche Sache, die Katze war aus einer Rückverpaarung und sowas finden wir nicht so toll, dass wir auf solche Verringerung der genetischen Vielfalt aufbauen wollen, aber die andere war von einer Zuchtanfängerin mit richtig viel Ahnung und Wissen, das viele etablierte Züchter nicht haben - aber es geht in unseren Augen einfach nicht, noch mehr Kitten in die Welt zu setzen, wenn die absolut perfekten (!!) die schon geboren sind, nicht ins weltbeste Zuhause vermittelt wurden.
Da ist dann Freud und Leid in der Zucht wirklich eng beieinander. Du freust dich wie Bolle, dass deine "Rechnung" aufgegangen ist und die Kombination der Katzen in echt sogar noch das übertroffen hat, was du kaum zu hoffen wagtest - und dann findet sich ausgerechnet für solche super Kitten kein einziger vernünftiger Interessent.
Manchmal denke ich dann, ob es nicht gescheiter wäre, die Zuchtoption an den Nagel zu hängen, aber andererseits, wenn immer diejenigen, die mit Herz und Verstand an die Sache rangehen, die Zucht aufgeben, dann bleiben ja nur noch diejenigen übrig, die ohne Nachzudenken Kater auf Katze setzen...
Es ist nicht einfach und egal welche Entscheidung man trifft, sie ist nie 100% richtig und nie 100% falsch, und wer von draußen draufschaut, kann höchstens seine eigene Erfahrung schildern, aber die Entscheidung, die muss jeder individuell für sich treffen, und egal wie sie ausfällt, wenn jemand sich umfassend informiert und länger abwegt, dann wird die Entscheidung die er trifft, immer die beste sein, die für seine Situation möglich ist.
In diesem Sinne wünsche ich dir viel Freude an deinem Kater, egal ob du ihn als Kastraten halten wirst oder mit Deckoption.
Danke dass es Liebhaber gibt wie dich